Ein Leben ohne Facebook I

World Wide Crap

Letzten Endes habe ich mich doch dazu entschieden, mich bei Facebook abzumelden. Ich lese immer mehr über die neuen, geänderten AGBs, die sich zum 1. Januar 2015 einstellen werden. Und – wer hätte es gedacht – ausschließlich Negatives. Gut, viele der Artikel oder Videos zu dem Thema dramatisieren etwas. (Hier ein wunderbares Paradebeispiel.)

Sicher, ich wohne nicht in den USA und die Chancen, dass CIA, FBI und wie sie alle heißen meine Daten speichern ist sicher ziemlich gering. Und auch im heimeligen Deutschland braucht es schon eine Schippe Zufall und einen kleinen Haufen Glück dazu, einer der wenigen Auserwählten zu sein, die sich die Regierung näher ansehen möchte. Aber darum geht es mir auch gar nicht.

Ehrlich gesagt mache ich mir auch keine allzu großen Sorgen, auch wenn ich jetzt einige Jahre bei Facebook angemeldet war und wirklich regelmäßig gepostet habe. Ich habe mich nicht unter meinem richtigen Namen angemeldet, nur meine Spam-Mail Adresse verwendet, habe nie die App benutzt und Facebook wo es nur ging die Schnürsenkel zusammengebunden. Es gibt wenig bis gar keine Fotos von mir auf der Seite – mal ganz davon abgesehen, dass ich sämtlichen Content mit dem Löschen meines Profils auf lange Zeit gesehen sowieso für den bösen blauen großen Bruder unzugänglich mache. So gesehen würde es also keinen großen Unterschied machen, ob ich bei Facebook angemeldet bleibe oder nicht.

Denkste. Vielleicht ist das der Punker in mir, der vor einigen Jahren noch bei der Antifa war und generell Probleme mit seiner Regierung hat. Vielleicht ist es auch der Anfang-30er in mir der fast alle Einladungen zu irgendwelchen Veranstaltungen wegklickt. Ich glaube, es ist eine gute Mischung aus Beidem; und obendrauf der Widerwille, dieses System weiter für soziale Kontakte zu nutzen, weil es diese nur allzu beiläufig werden lässt.

Bei Facebook ist man ständig on und teilt so manchen privaten Kram mit der Welt. Diese ununterbrochene Erreichbarkeit macht den Kontakt als solchen selbstverständlich. Man muss sich keine Mühe mehr geben, immerhin kann man sich jederzeit zwischen Tür und Angel beieinander melden, um mit einem kleinen Chat (ganz egal, wie weit dieser zeitversetzt ist) die zwischenmenschliche Beziehung auf der Kante zwischen Freundschaft und Bekanntschaft zu halten.

Das Blöde daran ist nur, wenn ich mir keine Mühe um Jemanden gebe, dann ist es auch nicht mehr als eben diese Bekanntschaft. Wenn überhaupt. Von allen Kontakten die man so hat – mit wie vielen davon hat man wirklich etwas zu tun? Und was bedeuten uns die Informationen, die wir von Jemandem über dessen Chronik lesen, mit dem Wissen, dass jeder Andere sie auch haben darf und kann? Ehrlich gesagt: um mit einer Handvoll wichtigen Menschen in Kontakt zu bleiben brauche ich kein Facebook. Die möchte ich treffen, sehen und mit ihnen sprechen. Über Dinge, die nicht Jeden etwas angehen oder von denen ich einfach eine persönliche Reaktion mitbekommen und nicht nur lesen möchte. Und all die Anderen, beiläufigen “Freunde”, mit denen ich selten bis nie schreibe und von denen ich nur gelegentlich sehe, was sie sich gerade zu Essen gekocht haben, die füllen nur meinen Feed und sind damit Versorger gegen meine eigene Langeweile. Das will nun wirklich keiner, wie viel unpersönlicher kann es denn werden?

Sicher, ich werde so Einiges nicht mehr mitbekommen, sobald ich am 31.12.2014 mein Profil gelöscht habe. Und ich werde eine Menge Menschen aus den Augen verlieren. Doch damit bin ich einverstanden. Für all Diejenige, die ich ab 2015 nicht mehr “kennen” werde gilt: Darum ist es dann auch nicht schade. Wer mir wirklich etwas Wert ist und/oder mit mir in Kontakt bleiben möchte, der bekommt gerne meine Email Adresse oder meine Handy Nummer. Außerdem habe ich eine schicke Wohnung und eine bequeme Couch darin.

Letztendlich gefällt mir die Vorstellung viel besser, mit einem Freund unterwegs zu sein, statt mit einem Bildschirm.